Spielmodell zu Glucks "Orpheus und Eurydike"

Dieses Brettspiel wurde am 19.02.2015 dem Gluck-Museum in Berching überreicht. -> Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung

Im Rahmen einer Seminararbeit entwarf und konstruierte ich ein dreidimensionales Spielmodell, das kindgerecht und spielerisch die Oper "Orpheus und Eurydike" von Christoph Willibald Gluck vermitteln soll.

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Die Idee

Im Rahmen des Seminars "Oper und Opernreform - einmal anders betrachtet: Musikgeschichte und Kulturvermittlung anhand von "Jubilaren" im Bereich des Musiktheaters" bei Frau Dr. Iris Winkler durften wir Studenten uns Gedanken machen, wie die Oper "Orpheus und Eurydike" von Christoph Willibald Gluck für Kinder erfassbar und verständlich gemacht werden kann. Ich legte mich dabei auf die Entwicklung eines Brettspiels fest. Mithilfe dieses Brettspiels sollen Kinder die Oper spielerisch entdecken und kennenlernen. Wissenserwerb und Freude am Spiel stehen dabei auf gleicher Stufe. Da Brettspiele nur mit Mitspielern funktionieren, wird das Konzept noch durch die soziale Komponente erweitert.

Schon sehr früh in der Planungsphase kam mir die Idee, kein herkömmliches Brettspiel zu entwickeln, sondern ein dreidimensionales Spielmodell, in welches die Kinder während des Spiels regelrecht eintauchen können. Die Landschaftselemente sollen also nicht nur auf einen Karton gemalt oder gedruckt, sondern nachgebaut werden. Somit können sie auch haptisch wahrgenommen werden. Selbstverständlich kann ein solches Spielmodell nur schwer die Serienreife erhalten, aber als Entwurf stellt es sowieso ein Einzelstück dar.

Die Konzeption

Das Spiel ist so aufgebaut, dass die Oper auf spielerische Art und Weise vermittelt wird. Die dreidimensionale Landschaft und die realistische Gestaltung machen das Spiel zu einem kleinen Abenteuer. Dadurch wird die Motivation am Spiel verstärkt. Durch die Prüfungsfragen, die gelöst werden müssen, um ans Ziel zu gelangen, sind die Spieler verpflichtet, die Expertenkarten genau zu lesen und die Ausschnitte aus der Oper auf der DVD anzusehen. Dadurch erfahren die Spieler Wissenswertes zum Komponisten und zur Handlung, sie sehen aber auch eine mögliche Inszenierung der Oper und hören Musikausschnitte daraus. Durch die Einbindung ins Spiel ist also die Auseinandersetzung mit der Oper notwendig.

Die Baubeschreibung

Der Rohbau

Als Grundplatte wurde ein Sperrholzbrett verwendet, das mithilfe einer Stichsäge ausgesägt wurde. Das Grundbrett soll dabei an eine Violine erinnern, damit auch die Form einen musikalischen Bezug aufweist. Die Kanten wurden mit Sandpapier verschliffen, die Löcher mit Reparaturpaste verschlossen. Anschließend wurden die Kanten und die Rückseite mit Dispersionsfarbe grundiert.

 

Um eine dreidimensionale Landschaft zu erhalten, wurden die groben Konturen aus Styrodur ausgeschnitten. Durch das Übereinanderkleben mehrerer Lagen Styrodur und das Aussägen von Vertiefungen entstanden mehrere Niveaus. Auch die drei wichtigsten "Gebäude" (Start, Ziel und Grab) wurden durch Sägen, Schleifen und Kleben aus Styrodur hergestellt. Details, wie die Beschriftung des Grabsteines, wurden mit einem Zahnstocher eingeritzt.

 

Die Landschaft wurde nun mit einer Schicht Stuckgips, wie er auch in Kirchen und Museen Anwendung findet, verspachtelt. Der noch feuchte Gips wurde mit Klingen in Form gebracht und modelliert. Die spätere Unterwelt benötigte wegen ihrer vielen Felsen besonders viel Bearbeitung.

 

Nachdem der Gips getrocknet war, konnte die erste Farbbehandlung stattfinden. Mit Dispersionsfarbe wurden die vorher geschliffenen Kanten und die Flächen der späteren Oberwelt gestrichen. Die Farbbehandlung der Unterwelt erfolgte in mehreren Schritten. Zuerst wurden die Felsen mit dunkelgrauer Farbe bemalt. Anschließend wurde wässrige schwarze Farbe aufgetragen und sofort wieder abgewischt. Dadurch bleibt die schwarze Farbe nur in den Vertiefungen haften. Mit brauner und hellgrauer Farbe wurde die Fläche aufgelockert. Um die Konturen zu betonen, wurden die Felsspitzen mit weißer Farbe graniert. Die Technik des Granierens beschreibt das Überstreifen der Spitzen mit einem fast trockenen Pinsel.

Die Ausgestaltung

Nach dem Trocknen der Farben konnte mit der Ausgestaltung der Landschaft begonnen werden. Mit Holzleim wurden verschiedene Steine und Sande aufgebracht, die für eine bessere Haftung mit Spülmittel eingesprüht wurden. In den Ecken der Unterwelt und im späteren Bachbett fanden Steine Platz, während auf den großen Flächen der Unter- und Oberwelt vor allem Granit- und Quarzsand zum Einsatz kamen. Um die triste Atmosphäre rund um das Grab zu unterstreichen, fanden ein dürrer Baum und abgesägte Baumstämme mit Sägemehl ihre Plätze. Nach dem Trocknen des Leims wurden die Sandflächen mit verschiedenen Dispersionsfarben bemalt und aneinander angeglichen.

 

Die Spielfelder entstanden aus rot lackiertem Karton, der in Kreisform ausgestanzt wurde. Die Nymphen, Furien, Seligen und Hirten entstanden aus abgelängten und verschliffenen Rundhölzern. Diese wurden mit Sprühlack eingefärbt. Die Nymphen und Hirten bekamen ein blaues, die Furien ein schwarzes und die Seligen ein silbernes Farbkleid. Mit Alleskleber wurden die Felder und Figuren fixiert.

 

Danach begann die Begrünung mit Kunstgras. Das Gras besteht aus kleinen Kunststofffäden, die gelb, braun und grün eingefärbt wurden. Damit die Fäden nicht in den Leim fallen und liegen bleiben, habe ich ein "Begrasungsgerät" gebaut. Dieses entstand aus einer elektrischen Fliegenklatsche, an welche statt eines Gitters eine Vanillestreudose gebaut wurde. Durch die Hochspannung werden die Kunstgräser elektrostatisch aufgeladen und sorgen durch das Elektromagnetfeld dafür, dass die Gräser senkrecht im Leim stecken bleiben und in dieser Lage festkleben. Das Resultat ist eine Rasenimitation, die sehr real wirkt.

 

Zum Schluss bekam der Bach sein Wasser. In der Oper kommt zwar nirgends ein Bach vor, ich gestaltete dennoch einen, um eine optische Trennung des Grabes und des Ziels zu erreichen. Der Wasserfall entstand aus Kunststofffolie, die mit Alleskleber überstrichen wurde, das Wasser selbst besteht aus Gießharz und Zweikomponentenkleber. Mithilfe blauer und weißer Farbe wurden die Wellen und Strömungen nachgebildet. Mit Klarlack wurden abschließend die empfindlichen Landschaftsteile konserviert.

Die Expertenkarten

Der Komponist:

Christoph Willibald Gluck wurde am 2. Juli 1714 in der Nähe von Berching in der Oberpfalz geboren. Er war ein Komponist der Vorklassik und gilt als einer der wichtigsten Opernkomponisten. Die Opern dieser Zeit waren seiner Meinung nach zu unnatürlich und uninteressant. Deshalb komponierte er Opern, die auf das Wesentliche beschränkt sind. "Orpheus und Eurydike" ist eine der bekanntesten Opern Glucks. Er starb am 15. November 1787 in Wien.

 

1. Akt:

Eurydike, die Frau des Orpheus, ist gestorben. Orpheus trauert am Grab und ist verzweifelt. Auch der Gesang der Nymphen kann ihn nicht trösten. In seiner Not fleht er die Götter an, ihm zu helfen. Da erscheint der Liebesgott Amor, der ihm mitteilt, dass er seine Frau zurück ins Leben holen kann. Die einzige Bedingung: Orpheus darf Eurydike nicht ansehen.

 

2. Akt:

Orpheus macht sich auf den Weg zur Unterwelt. Die Furien, die den Eingang bewachen, versperren ihm den Weg. Seine Bitte um Einlass wird mit einem schaurigen "Nein" abgewiesen. Doch mit seinem Gesang gelingt es Orpheus schließlich doch, die Furien zu besänftigen und in die Unterwelt einzusteigen. Dort, inmitten der Seligen, findet er seine Eurydike, die er bei der Hand nimmt und mit ihr in die Oberwelt zurückkehren will.

 

3. Akt:

Eurydike kennt das Verbot nicht und bittet Orpheus mehrmals, sie anzusehen. Er aber führt sie ohne einen einzigen Blick weiter durch die Unterwelt. Eurydike glaubt, Orpheus würde sie nicht mehr lieben, weil er sie nicht ansieht und ruft verzweifelt: "Ich bleibe hier. Lieber bin ich tot." Geschockt wendet sich Orpheus ihr zu und sieht sie an. Eurydike sinkt zu Boden und stirbt erneut. Orpheus, der sich für den Tod seiner Frau schuldig fühlt, möchte sich erdolchen. Doch Amor erscheint erneut, entreißt ihm die Waffe und erweckt Eurydike wieder zum Leben. Orpheus hat zwar die Spielregeln missachtet, aber dadurch die Treue und Liebe zu seiner Eurydike bewiesen. Deshalb dürfen sie gemeinsam in die Oberwelt zurückkehren.

Die Prüfungskarten

Wann wurde der Komponist Christoph Willibald Gluck geboren?

 

Wo wurde der Komponist Christoph Willibald Gluck geboren?

 

Wie heißt der Komponist der Oper mit vollständigem Namen?

 

Weshalb beschränkte sich der Komponist Christoph Willibald Gluck bei seinen Opern auf das Wesentliche?

 

Wie heißt die Frau des Orpheus?

 

Welcher Gott kommt Orpheus in seiner Not zur Hilfe?

 

Welche Regel muss Orpheus beachten, wenn er seine Eurydike aus der Unterwelt zurückholt?

 

Wie gelingt es Orpheus, die Furien zu besänftigen?

 

Was geschieht, als Orpheus seine Eurydike verbotenerweise ansieht?

Die Spielanleitung

Inhalt:

- ein dreidimensionales Spielmodell

- eine Spielanleitung

- eine DVD

- vier Expertenkarten (Symbol Glühbirne)

- neun Prüfungskarten (Symbol Fragezeichen)

- vier Spielfiguren

- ein Würfel

 

Spielanleitung:

Das Spiel benötigt vier Mitspieler und ein Abspielgerät für DVDs.

 

Vor Spielbeginn werden die Expertenkarten so gestapelt, dass die Rückseiten der Karten (Symbol Glühbirne) nach oben zeigen und die Karten in folgender Reihenfolge aufgedeckt werden können: Der Komponist, 1. Akt, 2. Akt, 3. Akt.

 

Die Prüfungsfragen werden gemischt und ebenfalls so auf einen Stapel gelegt, dass die Rückseiten (Symbol Fragezeichen) nach oben zeigen.

 

Die vier Spielfiguren werden auf das Feld START (Symbol START) gesetzt.

 

Der jüngste Spieler beginnt, danach wird im Uhrzeigersinn gewürfelt. Die Spielfigur wird um die Anzahl der gewürfelten Punkte über die Spielfelder gezogen. Als Spielfelder gelten die roten Punkte (Symbol roter Punkt), die Prüfungsfelder (Symbol Prüfungsfeld) und das ZIEL (Symbol ZIEL). Die Spielfigur darf nur in die vorgegebene Richtung bewegt werden. Es dürfen sich mehrere Spielfiguren auf einem Spielfeld befinden.

 

Sobald ein Spieler die Schwelle "Expertenkarte" (Symbol Schwelle Expertenkarte) überschreitet, zieht er sich die jeweils oberste Karte der Expertenkarten (Symbol Glühbirne), liest sie allen Mitspielern vor und behält sie anschließend bei sich.

 

Sobald der erste Spieler die Schwelle "1. Akt" (Symbol Schwelle 1. Akt) überschreitet, wird gemeinsam das erste Kapitel der DVD angesehen. Danach wird wie gewohnt weiter gespielt. Bei den Schwellen "2. Akt" und "3. Akt" wird genauso verfahren (2. Kapitel bzw. 3. Kapitel der DVD).

 

Landet ein Spieler auf einem Prüfungsfeld (Symbol Prüfungsfeld), so zieht er sich eine Karte der Prüfungskarten (Symbol Fragezeichen), liest sie vor und versucht sie zu beantworten. Weiß er die richtige Antwort, so darf er normal weiterspielen. Weiß er die Antwort nicht, lädt er einen Spieler nach Wahl zu sich ein. Dessen Spielfigur wird auf dasselbe Prüfungsfeld gesetzt. Weiß er die Antwort, spielt er von diesem Prüfungsfeld aus weiter, weiß er sie nicht, werden solange andere Mitspieler eingeladen, bis die Antwort gefunden wird.

 

 

Landet eine Spielfigur auf einem Spielfeld, auf dem eine Zahl steht, so rückt er entweder die entsprechende Anzahl Spielfelder vor (bei +Zahl) oder geht die entsprechende Anzahl zurück (bei -Zahl).

 

Gewonnen hat, wer als Erster das Ziel erreicht. Überzählige Würfelpunkte verfallen.